Ich suchte es mir ja selber aus. Insofern darf ich mich nicht beschweren.
Die Gründe warum. Tja, die weiß ich eigentlich gar nicht mehr. Ich bin dabei gewesen und bin größenteils noch dabei. Mittlerweile meist nur noch aus Trotz. Vielleicht auch aus Gewohnheit. Oder doch noch weil ich mich wehren will. Wehren dass meine Stuttgarter Kickers bald verschwinden. Verschwinden aus dem Profifußball. Möglicherweise auch komplett verschwinden und nicht mehr existieren.
Es ist die entscheidende Saison. Die ersten zehn der Regionalliga Süd qualifizieren sich für die neue eingleisige 3. Bundesliga. Der Rest bleibt in der dann viertklassigen Regionalliga Süd, aufgefüllt mit den ersten vier der jeweiligen Oberligen. Und ausgerechnet vor dieser Saison verabschiedeten wir unseren jetzt Ex-Präsidenten. Er machte seinen Geldbeutel auf und nahm sich damit das Recht heraus, mit seinen Mitmenschen umzuspringen wie es ihm beliebte. Das war nicht immer einfach. Irgendwann war es dann zu viel. Wir trennten uns von ihm. Nun will er möglicherweise – und ich kann das in gewisser Weise sogar verstehen – sein Geld zurück. Die Kickers können aber nicht zurückzahlen. Und bangen um die Insolvenz.
Ein Retter ist nicht in Sicht. Erst recht nicht bei der sportlichen Misere. Das Aushängeschild Nachwuchsarbeit am Boden. Die U23-Mannschaft Tabellenletzter, zwölf Niederlagen in Serie. Die U19-Mannschaft Tabellenletzter. Die Regionalliga-Mannschaft mit Fußball zum Abgewöhnen. Und gerade noch so auf Platz Zehn. Allerdings mit deutlicher Tendenz nach unten. Wird die dritte Liga nicht erreicht, weiß niemand wie es weitergehen soll. Das wäre das Ende des Profifußballs bei den traditionsreichen Kickers.
Das älteste bespielte Fußballstadion Deutschlands. Der erste überregional erfolgreiche Fußballverein Stuttgarts. Als der Fußball laufen lernte waren die Kickers ein Aushängeschild des süddeutschen Fußball. Gern gesehener Gast bei den noch heuten ruhmreichen Fußballstädten wie Barcelona, Budapest und Wien. Das alles ist lange her und der Ruhm in der Drittklassigkeit schon längst verblasst. Aber bald wird der verblasste Ruhm nicht einmal einen Ort der Erinnerung mehr haben.
Die Perspektive ist gnadenlos schlecht. Die Profivereine investieren, die Kickers ruinieren. Konnten die Blauen schon allein wegen ihrer Infrastruktur mit der zweiten Liga mithalen, haben andere Vereine ihnen mittlerweile schon in der 3. Liga den Rang abgelaufen. Wehen-Wiesbaden, Augsburg, Hoffenheim, Aalen, Reutlingen. Früher kein Thema für Augenhöhe bei den Blauen, heute können wir nicht mehr konkurrieren. Die Kommerzialisierung braucht keine Tradition. Sie braucht Geld und Erfolg.
Und trotzdem werde ich hingehen. Wenn es sein muss bis zum Schluß. Wir werden kämpfen. Die Kickers werden weiterleben.